Lexikon e-h

 

 

E

Erdung

F

Fading Fahrerlager/ Paddock
Fahrerwechsel Frühstart

G

Grid

H

HANS Heckflügel (flexibel)
 

 

Erdung:

In der Formel 1 sieht man bei Boxenstopps häufig auf dem Boden nach oben ragende, innerhalb der Markierung montierte Metallstreifen. Beim Überfahren werden diese Streifen nach unten, unter das Fahrzeug, gedrückt. Die Streifen berühren dann während des Tankens den Unterboden des Wagens.
Dies hat seinen Sinn. Die heutigen Formel-1-Fahrzeuge bestehen weitgehend aus Kohlefaser. Wehrend der Fahrt entsteht durch Reibung unter Umständen eine elektrische Aufladung, die zur Funkenbildung führen kann. Ein solcher Funken kann dann den Wagen, bzw. das Benzin beim Tanken entzünden. Um diese statische Aufladung abzuführen, befinden sich die Metallstreifen auf dem Boden der Boxenmarkierung.
Das Kohlefasermaterial selbst ist extrem gut leitend. Da der Harz, der die Kohlefasern umhüllt jedoch wiederum isolierend wirkt, müssen die Unterbodenplatten leicht angeschliffen werden. Damit ist eine Verbindung von Metallstreifen zu Fahrzeug gewährleistet. Zur Sicherheit befinden sich meist zwei "Erdungsstreifen" auf dem Boden für den markierten Boxenstop.

 

Fading:

Fading stammt aus dem Englischen und bezeichnet im Rennsport das Nachlassen der Bremswirkung nach längerer, starker Beanspruchung. Bei heutigen Kohlefaserbremsen ist das Fading weniger vorhanden als bei konventionellen Stahlscheibenbremsen.

 

Fahrerlager/ Paddock:

Das Fahrerlager, im Englischen Paddock genannt, ist der Bereich einer Rennstrecke, in dem die LKW und Zelte der Teams stehen. Das Fahrerlager befindet sich in den meisten Fällen unmittelbar hinter der Boxenanlage.

 

Fahrerwechsel:

In den Anfangsjahren der Formel 1 waren Fahrerwechsel auf einem sich im Rennen befindlichen Auto erlaubt. Die dabei erreichten Punkte wurden unter den sich abwechselnden Piloten aufgeteilt. 1956 profitierte der fünfmalige Formel1 - Weltmeister Juan Manuel Fangio in besonderem Maße von der Möglichkeit des Fahrerwechsels. Sein damaliger Teamkollege bei Ferrari, der Brite Peter Collins, verehrte Fangio regelrecht und verzichtete so während der Saison zweimal auf die Chance, selber die Weltmeisterschaft zu gewinnen. Beim GP von Monaco kämpfte Fangio mit Kupplungsproblemen, als ihm Collins seinen Wagen aus freien Stücken zur Verfügung stellte.
Der Argentinier erreichte somit immerhin noch den zweiten Platz und wichtige WM-Punkte. Ein paar Rennen später, beim GP von Italien in Monza, stand Fangio mit Motorschaden an der Box und hatte seinen Traum vom dritten WM-Titel wohl schon begraben. Doch wieder stieg Collins aus seinem Wagen und ermöglichte Fangio so nicht nur den Sieg, sondern auch den WM-Titel 1956. Heute ist ein Fahrerwechsel in der Formel 1 nicht mehr möglich. Lediglich der Wechsel eines Fahrers in der laufenden Saison zu einem anderen Team ist erlaubt. So darf ein Team seinen Nummer-1-Wagen einmal während der Saison mit einem neuen Fahrer besetzen, seinen Nummer-2-Wagen hingegen dreimal.

 

Frühstart:

Bei der Startprozedur wird jedes Fahrzeug elektronisch überwacht. Ein Anrollen bevor der Start offiziell erfolgt ist, wird sofort der Rennleitung angezeigt. Für einen Frühstart wird in der Regel eine Zehn-Sekunden-Strafe ausgesprochen. Der betroffene Pilot wird von der Strafe informiert und muß dann in der Boxengasse die Strafe absitzen. Währenddessen dürfen am Fahrzeug keinerlei Arbeiten (etwa Reifenwechsel oder Tankvorgang) vorgenommen werden.

Grid:

Das Wort Grid stammt aus dem Englischen und wird international für Startaufstellung benutzt. Die Startaufstellung (Grid) ergibt sich aus den Qualifikationszeiten des Abschlußtrainings.
Der im Abschlußtraining schnellste Pilot steht auf der ersten Startposition (Pole-Position), der Zweitschnellste auf der zweiten Startposition und der langsamste Pilot dementsprechend auf der letzten Startposition.
Bereits eine halbe Stunde vor dem eigentlichen Start des Rennens, haben die Formel 1-Piloten die Möglichkeit ihren Startplatz in der Startaufstellung einzunehmen und sich auf das bevorstehende Rennen zu konzentrieren.

 

HANS:

HANS ist die Abkürzung für Head and Neck Support. Es ist ein neues System zur Veringerung der Risiken bei Unfällen in der Formel 1.

Die Fédération Internationale de l’Automobile (FIA), Mercedes-Benz und McLaren International stellten beim Großen Preis von San Marino 2000 die Testergebnisse zum Fahrerschutzsystem HANS vor.

Bei der Entwicklung des Fahrer-Rückhaltesystems für Frontalunfälle und Unfälle in einem schrägen Winkel war man von einem praxisnahen Crashwinkel von bis zu 30° ausgegangen. Bei Crashversuchen erwies sich HANS als ein wirkungsvolles Schutzsystem.

HANS beruht auf einem steifen, kragenförmigen Kohlefaseraufbau, der mit den Schultergurten am Oberkörper fixiert und durch entsprechende Bänder am Helm befestigt wird. Durch diese stabilisierende Wirkung werden bei einem Unfall extreme Beschleunigungsbewegungen des Kopfes vermindert und gefährdende Kräfte auf den Halsbereich reduziert.

Es wird verhindert, dass der Kopf des Fahrers bei einem Unfall am Cockpitrand oder am Lenkrad aufschlägt. Der HANS-Prototyp wiegt derzeit weniger als 700 g (siehe Grafik). Ein Vorteil des HANS gegenüber dem parallel untersuchten Formel-1-Airbag ist, dass die Krafteinleitung in den Kopf beim Aufprall über die Stirn und nicht über das Kinn erfolgt. Aufgrund der fast liegenden Sitzposition des Fahrers werden mit dem Airbag Kopf und Brust nicht wie in einem Serienfahrzeug zugleich abgestützt, wodurch die prinzipbedingte geringe Halsbelastung nicht mehr gewährleistet ist. Bei HANS existiert dieses Problem nicht.

Das HANS-System wurde bei Fahrversuchen von David Coulthard im West McLaren Mercedes MP4-13 getestet. Gemeinsam mit McLaren werden derzeit weitere Anpassungen des HANS-Systems vorgenommen, die vor allem den Tragekomfort verbessern sollen. Der Einsatz in der Formel 1 wird von der FIA Safety Commission und den Sicherheitsexperten von DaimlerChrysler empfohlen.

Heckflügel (flexibel):

Was sich schon Anfang Februar 1999 bei ersten Testfahrten des Ferrari F399 in Fiorano andeutete, wird für mehr und mehr Teams zur sicheren Gewißheit: die noch nicht ausgereiften Heckflügel brechen bei Hochgeschwindigkeit unter Umständen weg wie Balsa-Flügel bei Modellflugzeugen. Neben Michael Schumacher wurden Alexander Wurz im Benetton, Johnny Herbert im Stewart und Jacques Villeneuve im BAR Opfer einer neuen Flügel-Technologie.

Bei Testfahrten in Barcelona brach Johnny Herbert bei Tempo 306 km/h der Heckflügel, das Auto drehte sich wie von unsichtbarer Hinterradlenkung gesteuert und schlug, um die eigene Hochachse drehend, mehrmals hart in die Begrenzungsmauer. Ähnlich spektakulär und gefährlich sah der Heckflügelbruch von Jacques Villeneuve im Rennen von Melbourne/ Australien 1999 aus.

Wie ist dieses für 1999 neue Phänomen zu erklären? Sind es die heißen Auspuffgase, die zwecks besserer Aerodynamik gezielt in den Heckflügelbereich geleitet werden? Oder sind es die filigranen, noch nicht erprobten Neukonstruktionen zur Gewichtsreduzierung?
Weder noch: Auf der Suche nach mehr Speed haben die Formel 1-Konstrukteure eine flexible Heckflügel-Konstruktion entwickelt, die folgendes Funktionsprinzip aufweist:

Normalerweise benötigt ein Rennwagen in den Kurven und beim Anbremsen von Kurven möglichst viel aerodynamischen Abtrieb; widersprüchlich dazu auf der Geraden möglichst wenig Luftwiderstand (in den Kurven viel Flügel, auf der Geraden wenig Flügel). Die neue flexible Heckflügelkonstruktion, die erst durch den Einsatz von Carbon-Technologie möglich wurde, bewirkt folgendes: Bei Hochgeschwindigkeit biegt sich der Heckflügel nach hinten in den Wind und führt so zu weniger Angriffsfläche. Bremst der Pilot oder fährt er langsam, neigt sich der Heckflügel durch den geringeren Luftdruck wieder nach vorne in die Ausgangsposition – der Anpreßdruck wird größer. Die Flexibilitätserhöhung des Heckflügels um 2- 3 Grad führt so zu einem Mehr an Top-Speed von ca. 5 km/h. Problematisch bei dieser Konstruktion ist die Auswirkung von Motor-Vibrationen.

Die FIA untersagt im Formel 1-Reglement (Technisches Reglement Artikel 3.15) die Verwendung jeglicher aerodynamischer Hilfsmittel, die sich bei einem fahrenden Fahrzeug bewegen, weshalb die Konstrukteure den Einsatz solcher Flügelkonstruktionen weit von sich weisen. Flexible Heckflügel wurde deshalb von der FIA im März 1999 verboten.